Am Morgen checke ich die Lufthansa App. Der Flug, der gestern 300 € gekostet hätte, kostet heute nur noch 37 €. Leider bin ich dafür zu spät in Dublin. (Nachtrag: Im Nachhinein hat sich herausgestellt, man hat mir die Umbuchung auf meinen eigenen Flug angeboten.)
Aber vielleicht habe ich morgen früh Glück und kann früher nach Hause. Da mein Zug am Nachmittag fährt, und ich relativ spät vom Campingplatz losfahren kann, lade ich mein Handy im Aufenthaltsraum auf und unterhalte mich mit einem französischen Paar. So richtig glücklich sind diese mit den irischen Autofahrern auch nicht.
Plötzlich fragt mich jemand auf Englisch, aber eher amerikanischen Akzent, ob das Wasser aus dem Hahn sicher sei. Ich muss denjenigen sehr entgeistert angesehen haben, denn er zeigt sich sehr irritiert über meine Entgeisterung. Er ist Neuseeländer, dort scheint so etwas wichtig zu sein und er versteht meine Verwunderung, als er erfährt, dass ich Deutscher bin.
Irgendwann muss ich dann doch los und fahre nach Galway zum Bahnhof. Den Haupteingang halte ich für einen Nebeneingang. Ich laufe noch ein wenig um den Bahnhof herum, bis ich begreife, das ist der Haupteingang. Der Bahnhof unterscheidet sich deutlich von den Bahnhöfen, die ich in England und Wales kennengelernt haben. Der Bahnhof ist erstaunlich klein, dafür, dass sogar ich in Deutschland den Namen Galway kannte, bevor ich mich mit Irland beschäftigt habe. Ich hätte gedacht, dass dies eine Art Verkehrsknotenpunkt ist. Aber wahrscheinlich muss ich einfach nur die deutschen Verhältnisse auf diese Verhältnisse herunterrechnen. Aus einem Gleis werden dann 16.
Dann setze ich mich in einen Park neben dem Bahnhof. Während ich überlege und plane, was ich in Dublin machen kann, sehe ich einen Radfahrer, den ich vor einigen Tagen kurz vor Tarlee gesehen habe.
Im Park fällt auf, alle sitzen auf den Bänken oder auf den sitzhohen Randsteinen. Keiner setzt sich auf den Rasen. Just in dem Moment, als ich diesen Satz sage, sehe ich eine Frau über den Rasen gehen. Es wird fast verblüffend.
Ich lese mal auch wieder die Times. Corona scheint immer noch ein Thema zu sein. Es ist eine neue Virusvariante in Irland aufgetaucht. Es wird etwas zu Vorsicht gemahnt.
Das Zugfahren ist einerseits wie in Deutschland, andererseits etwas wie Fliegen. In Galway braucht es ungefähr 15 Minuten, bis alle Leute ausgestiegen sind. Und ungefähr 15 Minuten, bis alle Menschen eingestiegen sind. Ein Mensch kontrolliert an einem Einlass die Fahrkarten. In den Stationen dazwischen steigen so gut wie keine Leute aus oder zu. Fast alle Gesichter fahren bis Dublin mit. Es dauert dann auch dementsprechend, bis der Zug sich leert und es erinnert etwas daran, wie sich ein Flugzeug leert.
Die ICs haben pro Zug vier Fahrradplätze. Bei so vielen Fahrräder, die ich letztendlich gesehen habe. Wundert es mich, dass ich ca. 24 Stunden davor meine Fahrt so weit nach vorne ziehen konnte und trotzdem ein Fahrradplatz bekommen habe. Zur Hälfte der Fahrt ist der andere Fahrradplatz frei. Die anderen zwei Plätze befinden sich an der Spitze des Zuges.
Was sich schon die ganze Zeit gezeigt hat, es sind extrem viele Franzosen unterwegs.