Ich fahre in Thiersee los. Ich nehme die Abkürzung über die Landstraße.
In Österreich wird manches auf mich konservativer. Der große Junge oder der Herr mit Hut führt das kleine Mädchen mit Zopf und Röckchen auf dem Verkehrsschildern, es gibt Volksschulen und Kindergärten. Aber dass der Signalton, dass beim Hofer die Brötchen im Ofen fertig sind, eine Ziehharmonikamelodie ist, finde ich doch etwas kurios.
Am Innradweg treffe ich keine Radfahrer, aber ich biege auch schnell ab.
In Oberndorf wundere ich mich, dass auf meiner Karte jede Straße Oberndorf heißt. Bei genauem Hinsehen stelle ich fest, dass dies kein Fehler ist, sondern dass es in Oberndorf keine Straßennamen gibt. Stattdessen sind es lauter Hausnummern.
In Kössen versuche ich die Bundesstraße nach Reit im Winkl zu vermeiden. Deswegen suche und fahre ich in der Gegend herum, um dann doch die Bundesstraße zu fahren. Sie ist nicht so schlimm, wie ich dachte, denn es biegt einen Weg in die Tauern ab, der den meisten Verkehr aufnimmt.
Gegen Abend lande ich in Ruhpolding auf dem Campingplatz. Man eröffnet mir, dass es eine Mindestaufenthaltsdauer gebe und dass ich angemeldet sein müsste. Man lässt aber Gnade vor Recht ergehen, und ich darf im Garten übernachten.
Dies weckt einige Befürchtungen für die Zukunft der Bioradler. Stelle mir gerade vor, dass man mir sagt, ich könnte doch zum nächsten Campingplatz fahren. denn ich hätte ja Strom. Auch so manche Weggestaltung lässt mich vermuten, das geht schon, die Leute haben ja einen Motor. Es geht weniger um Steigungen, sondern teilweise um die Mengen von Schotter, die auf den Weg geworfen werden.