Ich wache auf, und erschrecke. Ich höre Motorengeräusch. Gestern Abend war es doch total ruhig in diesem Wald. Kommen die Waldarbeiter schon jetzt. Es ist doch erst 5:30.
Was ich höre, ist die Straße, die ca. 500 m weiter entfernt ist. Als ich diese Straße kreuze, sehe ich eine Familie in einer Schutzhütte, wie sie gerade aufsteht.
In Ernstthal schaue ich wieder in die Bahnapp. Jetzt wäre ich in Frankfurt innerhalb 5 Stunden und 15 Minuten. Was mich aber verblüfft, ich würde auch wieder erst wie von Blankenstein nach Bamberg fahren, und dann die Linie Bamberg-Frankfurt nehmen. Ich würde sagen, Luftlinie dürfte der Unterschied zwischen Blankenstein und Ernstthal 30 bis 40 km sein.
Bei weiteren Bahnhöfen am Wegesrand spiele ich dasselbe Spiel. Ich habe eine schlechte mentale Landkarte von Deutschland. Alle Züge würden mich an die Linie Bamberg-Frankfurt bringen und nicht wie von mir wartet irgendwann an die Linie Fulda-Frankfurt oder Kassel-Frankfurt.
In Neustadt am Rennweg wird verkündet, dass der Radweg umgeleitet wird. Leider verrät niemand, wann man wieder auf dem Rennsteigradweg zurückkann. An der Gegenstelle das Gleiche. An den Einfahrtsmöglichkeiten dazwischen haben die Baustellen Zettel angebracht „Durchfahrt für Fahrräder verboten!“ Für die Radfahrer wird extra das Tempo der Straße verringert. Aber gleich danach steht das ursprüngliche Temposchild und alle fahren, wie sie es gewohnt sind.
Ich unterhalte mich mit einem Radfahren über den Rennsteigradweg. Wir sind uns einig, langweilig und teilweise unmöglich zu fahren wegen der Oberfläche. Zu viel grober Schotter an den falschen Stellen. Am Nachmittag treffe ich ein Pärchen mit E-Bikes aus der Gegend. Die erzählen mir, für den Rennsteigradweg würden sie immer ihre E-Bikes nehmen, weil da sind die Reifen wesentlich breiter. Da käme man einigermaßen mit der Oberflächenbeschaffenheit der Route klar.
Am Wegesrand hängt ein Plakat mit der Aufschrift: „Unser Wald, unser Wasser.“ Ich wundere mich, ich habe am Rennsteig kein Wasser gefunden, bis auf die Werraquelle. Ein anderer Radfahrer meinte auch, man müsste das Wasser bevorraten und sehr aufpassen, dass man genügend aufs Rad packen würde
Als ich zur Werraquelle komme, entsteht die Idee vielleicht die Werra hinabzufahren. Vielleicht macht es mir Freude. Dann stelle ich aber fest, ich müsste 80 km mehr bis nach Witzenhausen fahren. Bis mir einfällt, ich könnte ja nach Fulda fahren, statt nach Kassel. (Kassel und Witzenhausen sind bei mir in den letzten Jahren bahntechnisch ein Synonym geworden.) Mich nervt der Rennsteigradweg und ich fahre deswegen ab.
An der Werra ist es schön, aber ich bin wieder in Höhen, besser gesagt Tiefen, sodass die Hitze mich stumpf werden lässt.