Am morgen putze ich mehrmals die Brille, bis ich begreife es ist der Morgennebel. Am Grenzübergang gibt es einen Bahnhof. Ich schaue mir die Abfahrtstafel an und stelle fest, kein einzig deutscher Ort. Alles geht in die Tschechei. Bei der gestrigen Überlegungen, wie es weitergeht, stellte ich schon fest, entweder ich muss auf der deutschen Seite fahren oder auf der tschechischen.
Obwohl ich im Nationalparkgebiet bin, wird Holz geschlagen. Ich komme sogar an einer Forstmaschine vorbei.
Die Gegend vermittelt einen leichten Hauch von Schweden. Es gibt Weiden im Wald wie in Schweden.
Eine Sache fällt besonders auf. Jedes Mal, wenn ich zur deutschen Seite sehe, sehe ich Häuser und freie Flächen. In Tschechien habe ich noch kein einziges Haus gesehen.
Das dritte Haus, welches ich in Tschechien sehe, ist wieder ein Bordell. Ich vermute, wenn man vom Grenzübergang kommt, wäre es sogar wieder das erste Haus.
Es gibt sonderbare Radwege in Tschechien. Ich muss in der Regenrinne der gut ausgebauten Bundesstraße oder Autobahn fahren.
Es wird voller. Mir ist schon damals bei meiner Moldautour aufgefallen, es wird in Tschechien sehr viel Rad gefahren. Auch die kleinen radeln mit. Es werden Steigungen gefahren, großteils ohne Strom, die in Österreich nur mit Strom gefahren worden wären.
Ich schaffe heute ein Unding, von dem ich immer noch nicht verstehe, wie ich es geschafft habe. Kurz gesagt, ich habe meine Brille verloren. Die lange, ich will mein Poncho ausprobieren, weil es stark regnet. Um ihn anzuziehen, muss ich die Brille absetzen. Was ich nicht mehr weiß, wohin ich die Brille getan habe. Den Verlust bemerke ich erst einige 100 Meter später, weil ich die Brille zurechtrücken will, damit ich etwas schärfer sehe. Ich habe den Weg zweimal abgesucht und die Brille nicht gefunden. Ich hoffe, sie entzündet keinen Waldbrand.
Die Wegqualität ist unterschiedlich. Teilweise sehr guter Asphalt, teilweise extrem grober Schotter. Der EV 13 ist den ganzen Tag ausgeschildert.
Die Landschaft gefällt mir sehr gut, und ich überlege, weiter in Tschechien zu bleiben.
Es gibt Passagen, die für mich eine Art Mischung aus Schottland und Lappland darstellen. Bloß, dass die Vegetation üppiger ist.
Heute übernachte ich wieder auf einem der tschechischen Biwakplätze. Dieser ist fast genauso ausgestattet wie der von gestern. Er hat aber im Unterschied zum gestrigen Dixiklos.
Ab und zu werde ich auf Tschechisch angesprochen. Auf Englisch erkläre ich dann, dass ich Deutscher bin. Die Menschen verstummen. Englisch scheint hier gerade nicht eine Stärke zu sein.
Komischerweise halte ich das meiste Tschechisch, was ich höre, für irgendwelche extremen südwestdeutsch Dialekte. Bei einem Pärchen bin ich versucht, es zu fragen, ob es aus der Schweiz käme.
Am Anfang des Tages dachte ich, dass die Waldschäden, die ich gestern gesehen habe, eine Einbildung seien. Am Nachmittag sehe ich, es gibt diese Schäden wirklich.