22. Tag: Alta (22.46km)


Ich war im Alta-Museum. Hauptattraktion, Felszeichnungen aus der Steinzeit über mehrere Jahrtausende.

Erste erstaunliche Erkenntnis, die Erde muss damals noch sehr in Bewegung gewesen sein. Die Steinzeichnungen wurden immer in Meereshöhe in die Felsen geritzt. Die ältesten Ritzungen liegen 20 m höher als die jüngsten. In ca. 5000 Jahren hat sich das Land um 20 Meter gehoben.

Persönlich würde mich die Meinung eines Entwicklungspsychologen zu den Zeichnungen interessieren. Insbesondere, ob in ihnen sich die Zeichenentwicklung in der Entwicklung eines einzelnen Menschen widerspiegelt.

Man sieht in den Steinzeichnungen auch Boote gemalt. Diese haben Elchköpfe, weil Elche solch gute Schwimmer sind. Verblüffend daran, dass diese Boote an Wikingerboote erinnern.

Diese Steinzeichnungen sind ein Teil des UNESCO-Welterbes. Trotz alledem ist das Gebiet nicht abgezäunt. Auch verblüffend, die Felsritzungen sind nicht überdacht oder sonst wie gegen die Unbill der Natur geschützt.

Gibt es sonst noch etwas in dem Museum zu sehen. Jein. Es werden ein paar Themen angeschnitten, aber nur so kurz und oberflächlich, dass es keinen Erkenntnisgewinn bringt. Zum Beispiel die Darstellung des Konfliktes um den Staudamm im Altafluss sagt mir genau das, was mir jemand vor zwei Jahren in wenigen Sätzen geschildert hat.

Doch eines fällt auf, es wird in diesem Museum -.für meine Erfahrung ungewöhnlich – in den Dauerausstellungen des Museums nicht der Zweite Weltkrieg thematisiert.

Bei mir ist bei den letzten drei Reisen etwas der Eindruck entstanden, Norwegen hat keine Geschichte außer dem WK II und die Samen.

Aber eine Wanderausstellung beschäftigt sich dann doch mit dieser Zeit. Das Verhalten des Königshauses während der deutschen Besatzung. Kurz es war in England und Amerika im Exil und agierte von dort aus gegen die Deutschen.

Es gibt einen Farbfilm aus der damaligen Zeit, der mich zutiefst berührt hat, über die Rückkehr des Königs nach Oslo. Man kann die Freude der Norweger hören. Insbesondere finde ich den Vergleich faszinierend zu den Szenen mit Volksjubel im Dritten Reich. Die Menschen stehen ähnlich dicht gedrängt. Beide Menschenmassen äußern sich durch wohlwollende, erleichterte Laute. Im Dritten Reich sind die Rufe eine einheitliche niedermalmende Welle, in Norwegen ein gleichmäßiger Teppich von Jubelrufen.

Diesen Vergleich ziehend, frage ich mich, wie haben die Deutschen das gleichmäßige Heilschreien hinbekommen? Gesteuert oder nicht?