15. Tag: Munkbakken – Grense Jacobslev – Holmvatnet (106.24km)


Zum Flughafen von Kirkenes kommend, komme ich auch wieder in den militärischen Sicherheitsbereich, in dem der Flughafen liegt.

Erst heute fällt mir auf, wie die Verteidigungsanlagen aus Beton ausgerichtet sind. Kurioserweise nicht nach Russland, sondern in die entgegengesetzte Richtung.

Wie schon an anderer Stelle berichtet, darf kein Ausländer im Sperrgebiet stehen bleiben. Es scheint bisher noch keine aufgefallen zu sein, dass dieses Verbot, für den Flughafen nicht aufgehoben wird. Meine Phantasie geht mir etwas durch.

Dann geht es nach Grense Jacobslev. Ich kenne ältere Berichte und stelle erfreut fest, die Straße wird neu gebaut. Sogar mit Rad- und Fußweg. Das legt den Verdacht nahe, diese Strecke zum russischen Grenzübergang wird häufig frequentiert. Es kommen mir auch einige russische Autos entgegen.

Aber am russischem Grenzübergang tut sich nichts. Es bewegt sich nichts. Kein Mensch zu sehen. Es herrscht schlichtweg kein Grenzverkehr. Überall stehen Verbotsschilder. Auf dem Rastplatz vor der Grenze stehen zwei Hamburger. Auf meinen Satz, dass würde doch alte Erinnerungen wecken, ruft einen irritierten Blick hervor. Man scheint zu befürchten, dass man sich eine private Leidensgeschichte anhören muss. Die Gesichter entspannen sich, als ich erläutere, dass erinnert an die innerdeutsche Grenze oder an die nach Tschechien.

Die zwei Hanseaten erklären mir, das hätten sie nicht mehr erlebt. Es stellt sich heraus, dass sie ca. 15 Jahre jünger sind als ich. 15 Jahre Unterschied machen aus, dass für mich etwas eine klare deutsche Assoziation ist und bei anderen Menschen nicht mehr.

Dann geht es nach Grense Jacobslev. Der Weg fährt sich so grausam, sodass ich mir überlege umzukehren. Die Straße ist ein permanentes Auf und Ab mit sehr schlechtem Asphalt. Es ist kein Kompliment für eine Asphaltstraße, wenn man die letzten 10 km Erdstraße als Wohltat empfindet.

Die erste Erdstraße in Norwegen in den letzen drei Jahren. Sie führt den Grenzfluss entlang.

Man könnte an jeder Stelle problemlos nach Russland hinüberwaten, ohne dass die Waden nass werden würden.

Das soll man tunlichst nicht tun. Man darf nicht einmal hinüberwinken.

Ich verkneife mir ein paar Photos, damit ich die Photographieregeln nach Russland hinüber nicht verletzte.

Ich überlege etwas länger, ob ich aus dem Fluss Wasser entnehmen soll. Ich überlege in dem Gebiet zu zelten. Aber vorsichtshalber auf der norwegischen Seite der Straße.

Es ist komisch in einem Land, wo man sich sonst kaum Gedanken machen muss, wo man sein Zelt aufstellt und wo man seine Wasserflasche eintaucht.

Es gelten immer noch die Regeln des norwegisch russischen Grenzabkommens von 1949. Die Norweger bezeichnen die Russen als Befreier. In Kirkenes steht ihnen zu Ehren ein Denkmal. Grense Jacobslev war der erste Ort Norwegens der von der roten Armee befreit worden ist. Vier Jahre danach darf man seinem Befreier nicht mehr winken. Und das nicht bis zum heutigen Tag?