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Der Tag fängt mit zwei Pannen an. Der Steg des Sees ist leicht abschüssig und das untere Drittel ist mit Wasser bedeckt. Ich denke mir, das soll so sein. Die Erfahrung lehrt nein. Ich rutsche weg und werde ab in den See befördert. Als ich zurückklettern will, komme ich den Steg trotz mehrmaliger Versuche nicht hoch. Also zum Ufer gewatet und dann dort hoch geklettert. Da ich mich waschen wollte, hatte ich nur eine Radlerhose an.
Dann das Zelt zusammengepackt und losgefahren. Zwei Kurbeltritte und ich stelle fest, vorne über Nacht ein Platten. Also Schlauch gewechselt.
Als ich dann endlich losfahre, fängt es zum Regnen an.
Der Regen stört nicht, es entsteht eine sehr schöne Atmosphäre.
Ich treffe wieder zwei Rentiere. Diese mustern mich wieder und fliehen. Man kann es eigentlich nicht fliehen nennen. Sie stellen sich gut sichtbar hinter ein paar Bäume.
20 km vor Karesuando sehe ich ein Zeichen der lappländischen Kultur, von dem ich sicher bin, dass es zur lappländischen Kultur gehört. Es ist eine Art Krall, in den die Rentiere zusammengetrieben werden, um dann vermutlich über eine Rampe in den Laster laufen.
Eine Sache irritiert mich. Ich habe am Wegesrand schon drei Rentierkadaver gesehen. Direkt neben dem Krall liegt ein Bein und der Kopf eines Rentiers. Zufall oder Ausdruck der Haltung zu den Tieren?
In Karesuando gehe ich einkaufen. Der Laden ist bei Weitem nicht so kärglich, wie ich nach meinem gestrigen Erlebnis befürchtet hatte. Es ist ein Tante Emma Laden mit Anflügen von einem Outdoorladen. Deswegen thront ein Garmin-Oregon-GPS-Gerät einsam in einer Glasvitrine neben dem Seifenregal.
Frisches Brot und Kuchen gibt es nicht, sondern in Familiengroßpackungen abgepackt. Im Supermarkt entwickle ich aufgrund des gestrigen Abends die Idee des mückenfeindlichen Kochens. Wie muss ich möglichst wenig Zeit am Kocher vor dem Zelt verbringen. Kartoffelbrei ist die Lösung.
Als ich auf der Bank vor dem Supermarkt sitze und mein Eis lecke, fährt ein niederländisches Auto vor. Hinten auf dem Heck ein Reiserad mit einer Rohloffnabe. Der Fahrer spricht mich an und ich frage nach dem etwas ungewöhnlichen Zustand des Rades, gefesselt an ein Auto.
Gleich wird mir vorgeschwärmt, Maßanfertigung und Riemenantrieb. Nach Aussage des Besitzers das Beste vom Besten. Im weiteren Gespräch habe ich den Eindruck: „Ein Poser!“
Die Kirche von Karesuando sieht von außen spannend aus, ist aber innen langweilig.
Ab über den Fluss nach Finnland.
Ich habe letztes Jahr eine Infobroschüre des samischen Parlamentes gelesen. Dadurch entstand bei mir der Eindruck, dass Schweden am meisten Rechte für die Sami einräumt. Trotzdem sehe ich hier mehr Zeichen der Sami. Sogar Zelte, die von ihnen genutzt werden.
Am Wegesrand sehe ich sogar ein Rentiergehege mit zwei Zelten neben an.
Die E8 weckt Sehnsucht nach der E45. Die E8 ist sehr wellig und ich komme nicht ins Fahren. Aber wesentlich nerviger sind all die Wohnmobile und Caravangespanne. Und die heizen ganz schön über Straße. Insbesondere die Norweger mit ihren riesigen Gefährten machen die Straße eng, Das Öl soll ihnen ja bald ausgehen. Hoffentlich.
Als ich von der E8 auf die 93 abbiege, beruhigt sich der Verkehr eigentlich nicht. Das Wohnwagenrennen geht weiter.
Seit Finnland bläst ein kalter und kräftiger Wind. Ich hoffe kein Vorbote der norwegischen Verhältnisse.
Am Muotkajärvi finde ich einen Rastplatz und schlage dort mein Zelt auf.