Am Vorabend bin ich im Zelt nach dem Essen eingeschlafen, ohne wie sonst 20 Minuten später wieder aufzuwachen und aufzuräumen. Um zwei Uhr nachts stelle ich fest, meine Fressalien und Sachen zum Kochen liegen im Regen. Ich rette, was zu retten ist. Morgens streikt der Kocher. Kaffee entfällt.
Es regnet immer noch. Und es weht kräftig aus der Richtung, in die ich will. Böen bis zu Windstärke 7 sind angesagt. Ich kurbele teilweise mit dem kleinsten Gang gegen den Wind an. Bei stärkeren Gefällen muss ich mich runterkurbeln. Und heute bekomme ich zwei Fehlannahmen um die Ohren gedroschen. Mit meinen langen Handschuhen fahre ich in Deutschland bis zum November und es stört nicht, wenn diese Handschuhe nass werden. Aber der Wind kühlt meine Hände ins Unangenehme aus. Meine Radschuhe sind zwar wasserdicht. Aber wie alle GoreTex-Sachen, wenn sie sich vollsaugen, wird es unangenehm.
Ich ziehe kleine Müllsäcke über die Socken und kaufe mir Spülhandschuhe. Das verschafft etwas Linderung.
Ab Varanger wird das Leben deutlich angenehmer. Da ich jetzt in Gegenrichtung auf der gegenüberliegenden Küste fahre, wird der Wind zu meinem Freund. An einer Stelle segle ich mit 30 km/h dahin.
Es tut sich eine Felslandschaft gesprenkelt von Grün auf.
Die Küste von gestern sieht heute aus der Ferne genauso aus, wie die heutige von Ferne gestern. Ich frage mich, warum die schroffere Küstenlandschaft ausgerechnet die südliche Küste ist. Vermutlich bekommt der südliche Küstenstreifen die Nordwinde ungehemmter ab.
Gegen Abend stelle ich auf einer Lichtung mein Zelt auf. Mir ist es etwas unbehaglich. Die Kilometer davor waren viele Rentiere unterwegs. Rentiere sollen neugierig sein und ziemliche Vandalen.