18. Tag Luleå – Töre 100.10km


Als ich aufwache, bilden sich kleine Dampfwolken vor meinem Mund. Ich bin im Zelt, in dem es wärmer ist als draußen. Das ist eine Premiere. Ansonsten habe ich das in Schottland mal vor dem Zelt erlebt.

Also fahre ich mit langer Hose und langärmlig los. Meine Herbstmontur. Eine Stunde entblättere ich mich schon wieder und fahre sommerlich gekleidet weiter.

In Luleå entdecke ich zwei Dinge, die ich interessant finde. An modernen Mietshäusern gibt es kein Klingelbrett, sondern eine Nummerntastatur mit einer Liste daneben, auf der die Zahlencodes stehen, mit welcher man bei jemanden klingeln kann. Dann gibt es Parkplatzflächen, bei welchen jeder Parkplatz eine Steckdose hat. Ich sehe auch einen Firmenparkplatz mit ca. 50 Parkplätzen. Alle mit Steckdosen.

Vielleicht ist es ein kurioser Zufall. Ich komme an einem Badplats vorbei. Drei Menschen liegen in der Sonne. Normalerweise deuten ja die Füße zum Wasser.

Diese drei liegen genau „falsch“ rum. Ihre Füße deuten zur Sonne. Sie haben ihre Körper zur Sonne ausgerichtet.

Manche Schweden haben sehr interessante Gartenmöbel. In einem Garten sehe ich ein Segelflugzeug. Ein paar Gärten weiter steht eine Art Sendeantenne von der Größe, wie sie auf dem Gelände des hessischen Rundfunks stehen.

In Råneå leiste ich mir Lachs und Brötchen. Damit setzte ich mich auf eine Bank vor die sehr schöne Kirche. Plötzlich taucht ein Hochzeitspaar auf und werden fünf Meter von mir weg photographiert. Der Vater von einen der beiden grinst mich nur noch an. Leider bin ich nicht darauf gekommen, den Photographen zu bitten ein Bild von der Situation zu machen. Mein verdrecktes Fahrrad, mich verschwitzt in Fahrradklamotten und daneben das strahlende Brautpaar.

Ich habe gestern von den Minischeunen geschrieben. Heute sehe ich einige Wiesen mit diesen Heuschobern umgeben von modernen Heuballen in Plastik. Erste Feststellung, diese Ballen passen nicht durch die Tür der Schober. Die Menge des Heues übersteigt ein Vielfaches das Fassungsvermögen dieser Schober. Vielleicht sind das alte Sennhütten. Ich habe so etwas mal in Norwegen gesehen.

Dann gibt es wieder Schotterweg. Hoch und Tief liegen nah beieinander.

Von Meldenstein bis Vitåfors ist der Weg gut fahrbar und bietet viele schöne Anblicke. Reizvolle Seen, schöne Gehöfte. Von Vitåfors bis Töre ist der Weg sehr holprig und besteht die ganzen 15km nur aus Wald. Eine lohnlose und langweilige Quälerei. Ich überlege, ob ich auf dem Rückweg zum Flughafen über die E4 abkürze.

In Töre sehe ich die E4. Sie ist modern ausgebaut. Ich habe die Wahl zwischen Pest und Cholera.