Es war ein Tag des Leidens und Jammerns. Um fünf Uhr morgens wachte ich mit leichten Kopfschmerzen auf. Auf mein Zelt prasselt strömender Regen. Die Wolken hängen knapp über den Wipfeln der Bäume. Nebel steigt auf.
Ich hole meine Sachen, die draußen zum Trocknen hängen. Dann gehe ich in meinen Regenklamotten duschen.
Dann mein übliches Prozedere Kaffee, Müsli, Lesen und Dösen, darauf folgend Packen, Zeltabbauen und Losfahren.
Irgendwie will ich nicht recht ins Rollen kommen.
Ich wundere mich, weil ich den Eindruck habe, dass ich keine Steigung hoch muss. Irgendwie vertippe ich mich auf meinem GPS und stolpere über die Höhenmessung. 100 Meter Höhe werden angezeigt. Als ich mich umsehe, entpuppt sich die Ebene als Gefälle. An dieser Fehleinschätzung von Steigungen leide ich des Öfteren. Aber so extrem, dass ich das Erklettern von hundert Höhenmeter nicht bemerke?
Ich bin auf eine dieser Wellblechsteigungen, wie ich sie erst hier in Schweden kennengelernt habe. Vor lauter Wellen erkenne ich die eigentliche Steigung nicht. Was störender ist, ich kann keinen Rhythmus entwickeln.
Das ganze wird dann noch durch eine Schotterpiste gesteigert, die nass vom Regen der Nacht ist und noch nicht richtig festgefahren. Das geht dann bis 271 Meter hoch.
Einer meiner ekligsten Anstiege als Reiseradler. Weil die Oberfläche lose ist, sollte man vorsichtig beim Abfahren sein. Der Untergrund hat ab und zu die Wirkung von Spurrillen.
Kurz vor Bjästa verfahre ich mich. Warum verfahre ich mich mit GPS? Da letztes Jahr die Beschilderung sehr zuverlässig war, liegt mein GPS in der Lenkertasche, um Unklarheiten zu beseitigen. Doch allmählich stelle ich fest, die Beschilderung ist bei weitem nicht so stringent und klar wie letztes Jahr.
In Bjästas gehe in Einkaufen. Ich bin wirklich nicht gut drauf. Ich hole das Schloss aus dem Packsack, um es, wie ich nach dem Einkauf feststelle, wieder in den Packsack zurück gesteckt zu haben. Aber das Rad ist noch da.
Im Supermarkt entdecke ich eine Perversität, die ich für ein einzig britisches Übel gehalten habe. Spaghetti in der Dose.
Bei der Kirche mache ich Rast auf einer Bank. Nur eine Bank von den vielen steht im Schatten. Ich frage allmählich, ob da Methode dahinter steckt. Beim Radfahren suche ich schattige Pausenbänke. Bänke finde ich viele. Schattige wenige. Ebenso an den Badeplätzen. Kaum Schatten. Und kein Mensch nutzt den Schatten. Alle sitzen oder liegen in der Sonne, obwohl die total runter brennt.
Irgendwann stelle ich meinen Sattel um, weil mir mein Hintern trotz Brooks höllisch weh tut. Das erstemal, dass ich das mache.
In Örnsköldsvick scheint man städtebaulich ein andere Weg als sonst zu gehen. Moderne Architektur dominiert das Stadtbild.
Zur Landschaft. Das Wasser wird weniger und kleinflächiger. Ich bin nicht so begeistert wie gestern. Kurz vor dem Campingplatz entdecke ich den ersten Wegweiser nach Harparanda in Blau.