Dreizehnter Tag: Beverley – Hunmanby (93,27 km)

In Beverley ist Touristinformation noch geschlossen. Also übertrage ich die vom Internet ausgedruckte Route in eine neu gekaufte Straßenkarte mit einem kleineren Maßstab als meine Generalkarte. Der Ausdruck aus dem Internet hat leider eine lausige Qualität. Aber mit der übertragenen Route lässt es sich wunderbar fahren.

 

Wundersamer Weise folge ich der Route 66. Das wäre meinen gestrigen Informationen nach der alte Streckenverlauf. Kurz nach Etton stoße ich auf eine Kreuzung ohne Fahrradwegweiser. Geradeaus geht es nach „Gardham“, nach rechts nach „Dalton Home“. Ich biege nach rechts ab und in South Dalton finde ich plötzlich die Beschilderung von einer Route 1 nach Driffield. Da will ich auch hin!

Ich finde das ganze etwas sonderbar. Die Dame in der Touristinformation hatte mir gestern erzählt, die Route 1 würde in Hull enden. Sie klagte, man wisse seit zwei Jahren nicht wie man den Leuten helfen könne, insbesondere weil die Karten fehlen würden. Wenn man der Internetseite zur NSCR glauben darf, ist der Weg seit zwei Jahren fertig.

Die Landschaft wird angenehmer. Ich bemerke jetzt wie sehr mich die Hecken gestört haben. Hier sind sie deutlich weiter weg vom Wegesrand und sie sind deutlich niedriger. Ich sehe mehr und ich habe keine klaustrophobischen Gefühle mehr.

Ich trödle furchtbar viel mit dem Photographieren herum. Es werden deutlich mehr Landschaftsbilder und weniger Häuser.

In Driffield wird klar, die Beschilderung ist für die NSCR gemacht worden. Die Beschilderung bis Hull war sehr gut. In diesem Abschnitt ist sie stark gewöhnungsbedürftig. Manche Schilder sind leider auch schon gestohlen worden. Wenn an einer Kreuzung kein Schild ist, folgt man am besten der Hauptstraße, auch wenn diese abbiegt.

Heute habe ich wieder Anlass über das Landownersystem nachzudenken. Auf der Straße kurz vor den Ortseingängen oder kurz nach den Ortsausgängen von kleinen Dörfern treffe ich Hundehalter und Jogger, die ihren Pflichten und Neigungen nachgehen. In Deutschland würdensie vermutlich die Feldwege und nicht die Verkehrsstraße nutzen.

Zwischen Driffield und Bridlington ergeben sich viele interessante Landschaftsblicke. Trotz oder gerade wegen des Nebels.

Der Nebel in England scheint irgendwie nicht so blickdicht zu sein, wie in Deutschland. Man kann immens weit blicken, aber alles wirkt verschleiert.

Die Landschaft wäre vermutlich bei Sonne eine prächtige.

In Bridlington esse ich zum ersten Mal „Fish und Chips“ (Pommes mit Essig und Salz gewürzt.) Chips fand ich schon immer lecker. Der „Fish“ sah bei meiner einmaligen Begegnung in meiner Jugendzeit eher eklig aus und ich habe damals dankend verzichtet.

Ich muss sagen es schmeckt mir. Beim Essen habe ich nicht den Eindruck, dass „Fish and Chips“ eine Fettbombe sein könnte. Ich werde auch nicht, wie bei fettem Essen sonst träge, sondern ich werde eher belebt.

Dann mache ich mich auf zur Touristinformation. Obwohl ich 20 Minuten vor Schließung ankomme, ist diese geschlossen.

Hurra, seit Tagen sehe ich zum ersten Mal das Meer mit dem dazugehörigen englischen Vergnügungspark. Dieser ist, wie ich es in Erinnerung habe, knallig, popig und sonderbar bunt. Bingohallen, mit einarmigen Banditen und Greifglücksspiele. Es hat sich kaum etwas verändert. Ich habe mich als Jugendlicher gerne dort herumgetrieben und werde etwas sentimental.

Als ich mir aber das Publikum genauer ansehe, ziehe ich plötzlich in Erwägung, ob vielleicht doch etwas an der These sein könnte, die Vergnügungsindustrie dient dazu, die eigene Lebenslage zu vertuschen.

Ich muss mich in Bridlington alleine durchpfriemeln, weil die Beschilderung fehlt. Es geht weiter bis Hunmanby. Ich radle durch eine hüglige Landschaft mit einer wunderbaren Abendstimmung. Ich verkneife mir ein paar Photos, damit ich nicht zu spät den Campingplatz erreiche.