Heute war der Tag der Desorientierung. In Söderköping führt die Beschilderung ins Nichts. Wenn man am Touristenbüro nicht – wie die Beschilderung vorschreibt – nach rechts abbiegt, sondern immer geradeaus, dann kommt man automatisch zum Hafen des Götakanal. Dann einfach dem Weg am Kanal entlang folgen.
Interessiert stelle ich fest, was für eine Wirkung die Wegbeschaffenheit auf das Fahrgefühl hat. An der Mecklenburgerischen Seenplatte dürfte die Natur vielleicht sogar unberührter sein als hier. Aber dort erinnern die Wege an großstädtische Naherholungsgebiete. Hier vermitteln mir die Erdstraßen einen Hauch von Einsamkeit und Zivilisationsferne.
Ich begegne einer Reiterin. Ich will ihr zurufen, dass sie ihr Pferd abwenden soll. Aus Erfahrung weiß ich, dass Pferde auf mein Rad mit Panik reagieren. Dieses Pferd wird glücklicherweise nur leicht nervös.
Dann komme ich zu einer Fähre. Sie soll nur zu jeder vollen Stunde fahren. Trotzdem fährt sie um Halb los. Also muss ich kaum warten.
Nach dieser Fährfahrt bin ich in den Kolmården. Bei Nils Holgersson steht etwas von der Bedrohlichkeit des Waldes. Der Wald ist jetzt ganz normal.
In Nyköping habe ich wieder Probleme mit der Beschilderung. Einmal werde ich im Kreis herumgeführt. Bei dem McDonalds DriverIn geht es gerade aus.
Dann verliere ich wieder die Beschilderung. Komme dafür an einem COOP-Extra vorbei. Auch wieder ein gigantischer Alles-haben-Supermarkt. Dann erklärt mir ein schwedisches Ehepaar den Weg in das Zentrum.
Als ich in das Touristbüro gehen will, weil ich die Wegbeschilderung nicht finde, sehe ich während des Absteigens das Schild vom Cykelspåret.
Ich komme mit einem älteren Radlerehepaar aus Köln ins Gespräch. So um die Anfang 60. Ich bin gewohnt, dass solche Menschen mir auf Grund meiner Strecken eine gewisse Ehrfurcht entgegen bringen. Dieses Mal ist es anders. Die beiden sind seit vier Monaten unterwegs. Sie klappern die Ostseeküste ab. Sie fahren in Gegenrichtung. Sie waren also schon in Polen, Baltikum und Finnland.
Sie erzählen mir auch, dass sie von Stockholm mit dem Zug nach Nyköping gefahren sind. Ihren Aussagen nach darf man zu bestimmten Tageszeiten mit Fahrrädern in Nahverkehrszüge.
Dann fahre ich die 219 entlang. Es macht wenig Spaß. Es regnet. Was nicht schlimm wäre. Aber der Asphalt ist rau und die Fahrgeräusche der Autos werden durch die Nässe nahezu ohrenbetäubend.
Vor Trosa soll meine Karte ein Campingplatz sein. Den gibt es nicht. Dafür gab es davor zwei Plätze, die meine Karte nicht kannte.
Also fahre ich nach Trosa durch und gehe dort auf den Campingplatz.
Dort treffe ich einen Engländer. Schon wieder keine Bewunderung. Er ist in Holland gestartet und will nach Finnland. Dann vielleicht ins Baltikum.