In der Bäckerei morgens drängen sich die Menschen. Ich denke mir, typisch Osten. Stelle aber dann fest, dass ich ein Opfer der Berichterstattung sein könnte, die fortwährend diese Unterscheidung trifft.
Im ersten Dorf Richtung Rhön gibt es zwei Trinkbrunnen. Im nächsten einen Trinkbrunnen. Verblüffend nach der Wasserarmut der letzten Tage. Es wird auch wieder grüner.
Ich stelle fest, dass die Qualität des Straßenbelags wechselt. Es ist sogar eine kleine Grenze zwischen den zwei Belägen zu sehen. Auf der Karte kann ich erkennen, dass dies die Landesgrenze Thüringen und Bayern ist. Dem Klischee wird voll entsprochen. Der bessere Belag ist auf der Westseite.
Der Maisbericht. Obwohl auf ca. 300 m Höhe, geht mir der Mais knapp zur Brust und trägt wenige Früchte.
Eine Mutter fährt sehr gemütlich mit dem Kinderanhänger vorbei. Sie fährt ein E-Bike. Das Kind schreit aus dem Anhänger: „Schneller, schneller!“ Die Mutter gibt zurück: „Du strampelst doch gar nicht! „Da sieht man, die jüngere Generation versteht Technik schneller und bessser als die ältere.
Der Aufstieg Richtung Wasserkuppe, die ich zwar nicht anfahre, verläuft ziemlich angenehm. Ich fahre eine steile Landstraße, die ich aber fast für mich alleine habe.
Irgendwo habe ich gehört, Tiere könnten zwischen normalen Menschen und Jägern unterscheiden. Ich habe letztes Jahr meine ersten vier Füchse im Leben überhaupt gesehen. Dieses Jahr auf dieser Tour drei Füchse. Zwei davon heute. Ein Pärchen, was am Straßenrand schnupperte oder knabberte. Es ist erstaunlich, wie weit ich an diese Tiere heranfahren konnte. Ein Fuchs mustert mich, sodass ich den Eindruck habe, er überlegte sich, ob er meinetwegen diesen interessanten Gegenstand vor seiner Schnauze aufgeben sollte.
Mein Ziel ist die Quelle der Fulda. Deswegen komme ich durch das Biosphärenreservat Rhön. Erste Feststellung, es ist eigentlich eine Kulturlandschaft. Der Wald im Kernbereich unterscheidet sich in meinen Augen nicht sonderlich von anderen Wäldern. Aber auch das Biosphärenreservat scheint ein Touristenmagnet zu sein, wie die Nationalparke.
In der Kernzone gibt es die Quelle für die Fulda und die Ulster. Die Ulster ist ein Fluss, von dem ich zum ersten Mal höre. Egal, ich habe bei dieser Tour aus drei deutschen Flüssen getrunken und ich habe überlebt.
Es gibt eine rasende Abfahrt nach Fulda. Gestern hatte ich wegen des Höhenunterschieds schon befürchtet, dass ich, wenn ich Pech habe, den letzten Zug nehmen muss. Weit gefehlt, ich komme kurz nach 15 Uhr am Fuldaer Bahnhof an und sehe, dass in einer Minute der Zug verspätet losfährt. Ich missachte die Regel, dass ich nicht mit dem Fahrrad auf die Rolltreppe darf. Ich erwische den Zug. Der wartet noch gemütlich 15 Minuten, erst dann geht es los.
Bei den Kilometerzahlen der letzten zwei Jahre oder sogar drei Jahren hatte ich zwar das Gefühl es könnte sein, dass ich drastisch alt werde. Bei dem, was ich heute gefahren bin, würde ich sagen, ich sollte doch mal wieder in Länder fahren, wo es Berge hat, die man mit Asphalt hochfahren kann und insbesondere runter.
An der Zugstrecke Fulda-Frankfurt liegt ein Stausee bei Schlüchtern. Der ist fast leer, und es bildet sich in eine Wiese auf dem Grund des Sees. Ich habe viele Beispiele der Dürre dieses Sommers gesehen, aber dies macht mich am fassungslosesten.
In Frankfurt zurück empfängt mich die Hitze der Stadt, und ich sehne mich zurück in die Hitze der Berge beim Radfahren. Es war teilweise heftig, aber verglichen mit dem Brutkasten der Stadt doch ganz erträglich.