Die bayerische Staatsstraße führt genau der Grenze entlang. Das Schild linker Hand am Straßenrand, das auf ein Wasserschutzgebiet hinweist, ist auf Tschechisch verfasst.
Als ich zu dem parallel verlaufenden Ev 13 hochfahre, rast ein Endurofahrer um die Ecke. Er ist von mir so verblüfft, sodass er in das Feld neben dem Weg fährt.
Ich habe entschieden, ich fahre den EV 13, also die innerdeutsche Grenze, bis in die Nähe von Fulda oder Kassel. Heute werde ich ausprobieren, ob ich wirklich glücklich werde mit der Richtung nach Westen, denn ab dem frühen Mittag bis abends knallt einem dann die Sonne ins Gesicht und die Farben sind hässlich. Notfalls fahre ich morgen nach Hof und setze mich in den Zug.
In den wenigen Tagen, in denen ich mit der Tschechei Berührung hatte, ist eine Art Hassliebe entstanden. Warum? Einerseits fand ich es landschaftlich und stimmungsmäßig sehr schön, aber die Wegqualität ist teilweise erschreckend. Auf den Fahrradrouten ist der großflächig, zerbröckelte Asphalt einfach der Hammer. Heute habe ich eine Familie getroffen, die das Reststück des EV13 fuhr. Zu meiner großen Freude sah ich, dass der Vater mit seinem Gravelbike auf dem Rasen neben dem Weg fuhr
In der letzten Stadt vor der Grenze – Hranice – bemerke ich wieder das Wohlstandsgefälle, oder den Vorteil, in einem bestimmten Land geboren zu sein. Diese Empfindung dieses Wohlstandsgefälles lässt mich immer etwas unbehaglich sein in Tschechien.
Vorgestern ging mir der Mais noch so ungefähr bis zur Brust. Heute treffe ich auf Maisfelder, die meist nicht mal mehr zu meiner Hüfte reicht. Kolben sind so gut wie keine zu sehen.
Meine Motivation hat etwas den Tiefpunkt erreicht. Ich biege nach Westen ab und bleibe auf dem EV 13. Man scheint hier nicht mehr so richtig Interesse an ihm zu haben. Ab Thüringen ist er so gut wie gar nicht mehr ausgeschildert. Ich folge nur noch der Karte. Ich fahre sehr viel Landstraße, was ich am Anfang sehr angenehm finde, nach all den Schotterstraßen. Aber ich werde immer wieder abgeleitet in Naturgebiete, die nicht so besonders sind, aber dafür schlechte Wege haben. Ich frage mich, ob man mit denen in Tschechien in Konkurrenz treten will. Man kommt ran, aber man schafft es nicht. Die extreme Dürre hier schlägt mir auf das Gemüt. Alles ist gelb.
Der Campingplatz liegt an einem See. Trotzdem ist die Zeltwiese einfach tot, gelb, verdorrt, strohig. Ich muss mich entscheiden, fahre ich morgen nach Hof und setze mich in den Zug oder kämpfe mich nach Fulda oder Kassel durch. An dem Wort kämpfen merkt man, wie ich momentan die Sache sehe.