Helsport Ringstind Pro 2

Diese Bewertung wird eigentlich eine Art Vergleich zwischen zwei Zelten. Dem Helsport Ringstid und meinem ehemaligen Zelt Exped Venus II.

Ich wollte ein neues Zelt, weil es bei meinem Exped Venus bei Starkregen immer an der gleichen Stelle hineintropfte. Starkregen bedeutet in diesem Fall, die Feuerwehr rückt aus, um Keller auszupumpen. Das ist mir in zwanzig Jahren dreimal passiert, war nicht wirklich dramatisch, weil der Starkregen nur kurz andauerte, aber andererseits beängstigend, weil ich aus Skandinavien stundenlangen Starkregen kenne.

Exped hat mir zweimal das Zelt ausgetauscht, als ich zum dritten Mal das Problem monierte, wurde ich gefragt, ob ich denn die Naht abgedichtet hätte, wie es in der FAQ in ihrem Internetauftritt stehen würde. Exped liefert keine Anleitungen mit und erwähnt nicht die eventuelle Möglichkeit, dass das Abdichten notwendig sein könnte bei den Produktbeschreibungen im eigenen Internetauftritt, sondern irgendwo in der FAQ. Ich fand das mäßig klug, erst Zelte auszutauschen und nachddem mir man über 1000 Euro in den Rachen geschmissen hat, an die FAQ zu denken. Das Ergebnis war, kein weiteres Expedzelt zu kaufen und ich entschied mich für das Helsport Ringstind Pro 2.

Mit dem war ich 18 Tage mit dem Rad im Dürresommer 2022 in den Alpen, bayrischer Wald, Thüringer Wald und Rhön unterwegs.

Beim Auspacken fiel mir viele lose Fadenenden auf. Ich fragte bei Helsport an, ob dies ihrem Qualitätsstandard entsprechen würde. Man bejahte.

Ich stand vor der Frage, mit was für einem Zelt starte ich dieses Jahr und entschied mich für das Helsport. Auch weil man in einem Outdoorforum meinte, lose Fadenenden wären kein Problem und die Erklärung dieselbe wie von Helsport war.

Erster Aufbau unter realen Bedingungen. Ein Campingplatz in den österreichischen Alpen. Der erste Zeltnagel will nicht so recht in den Boden. Drauftreten funktioniert auch nicht. Ich nehme mein Fahrradschloss als Hammer und der Nagel verbiegt beim ersten Schlag. Auf diese Art und Weise habe ich bei meiner 18-tägigen Tour auf den unterschiedlichen Campingplätzen von 12 Nägeln 10 verbogen. Ich habe auf deutschen, tschechischen und österreichischen Campingplätzen übernachtet. Gegen Ende wurde es knapp mit den Heringen, die man noch nutzen konnte.

Auffallend waren zwei Dinge. Die wegen möglichhen Verlust zum Ersatz mitgenommenen zwei Exped-Zeltheringe drangen leichter in den Boden und verbogen nicht. In ca. 20 Jahren Exped-Venus-Zeit habe ich nur 2 Heringe verbogen bekommen.

Auf Campingplätzen ist man ja nicht unbedingt alleine, also konnte ich mir ansehen, wie es den anderen Campern so machen. Die bekamen ihre Heringe ohne Hämmern in den Boden, aber viele mussten diesen Sommmer drauftreten. Es waren häufig Zelte ähnlicher Preisklasse und Anspruch. Besonders frustrierend fand ich an einem Seeufer, dass der benachbarte  Hilleberg-Besitzer den Hering händisch in den Boden bekam, aber ich hämmern musste.

Helsport meint dazu, so etwas wäre ihnen noch nie berichtet worden und auf ihre Heringe dürfe man nicht schlagen, man empfehle mit dem Schuh der Heringe in den Boden zu treten. Dabei sind aber sind auch einige Heringe krumm geworden. Aber warum tut man so empfindliche Heringe, die schlechter eindringen zu einem Zelt und schreibt dazu nichts in der Anleitung.

Weil mich im Nachgang dieser eklatante Unterschied beschäftigte, fragte ich in einem Outdoorforum nach dem Warum. Ein Ergebnis war, Helsport-Heringe scheinen nicht so leicht in den Boden gehen und leichter verbiegen. Ich habe meinen Exped-Hering und den Helsport-Hering auf die Waage gelegt. Ein Gramm Unterschied.

Hier die traurige Parade:

 

Am Morgen nach der ersten Nacht fand ich Wasser im Innenzelt. So viel Wasser habe ich im Laufe der Tour nicht wieder in dem Zelt gefunden, und ich kann mir auch nicht erklären, wie das Wasser in das in Zelt kam.

Aber wird man nass in diesem Zelt? Ja, man wird ganz sicher durch konstruktive Eigenheiten des Zeltes nass. Jetzt weniger durch die Kondenswasserentwicklung als solche, sondern durch konstruktive Merkmale, die einen die Kondenswasserentwicklung spüren lässt oder in das Innenzelt tropft.

Wenn man morgens aus dem Zelt will oder nachts rausmuss, wird der Kopf, der Oberarm und der Rücken garantiert nass. Denn was bei meinem alten Zelt möglich war, die Zelttür nach hinten auf das Zelt umzuschlagen, geht bei diesem Zelt nicht. Die Zelttür ist zu schwer.  Sie wischt in ihrem nassen Kondenswasser über Arm, Rücken und Haare. Ich sah danach immer aus, wie wenn ich mir die Haare nach dem Duschen vor dem Föhnen trocken gerubbelt habe. Eigentlich etwas nasser.

Ich traf noch einen anderen Helsport-Besitzer mit einem FONNFJELL PRO 2. Der beklagte das gleiche Problem. Zusätzlich hatte er das gleiche Problem wie ich, dass das Innenzelt so zugeschnitten ist, sodass, wenn man die Tür aufschlägt, es in das Innenzelt tropft.

Bei mir ist die Innenzeltwand schräg und der Ansatz der Außentür ist leicht über der Bodenwanne. Wenn es von dort beim Öffnen der Tür heruntertropft, dann tropft es in das Innenzelt. Würde man die Innenzeltwand gerade bauen, würde nichts hineintropfen.

Wir hatten noch ein weiteres Problem gemeinsam, nämlich den Boden des Innenzeltes. Die Materialien der Zelte scheinen auf den ersten Blick die gleichen zu sein.

Bei meinem Exped-Zelt war es so, wenn ich es morgens sehr nass einpacken musste, dass abends natürlich der Innenzeltboden feucht war. Dieser trocknete aber sehr schnell. Bei dem Helsport-Zelt war es aber so, dass der Boden eigentlich trocken war. Aber es waren darauf Tropfen und kleine Pfützen. Diese trockenen teilweise bei knapp 30° in zwei Stunden nicht weg. Ich musste deswegen abends sehr häufig den Boden abwischen. Also ein Extrahandtuch für dieses Zelt mitnehmen.

Dieses Problem hatte der FONNFJELL PRO 2 Besitzer auch.

Kann man bei leichten Regen die Tür auflassen? Nein, weil es durch die schräge Zeltinnenwand zwangsläufig hineinregnet. Irgendwelche Versuche den Reißverschluss weniger zu öffnen, gehen nicht sinnvoll.

Zum Kondenswasser morgens in der Früh. Ob es schlechter oder besser als bei meinem Exped-Zelt war, kann ich nicht wirklich beurteilen, weil zu viele Faktoren in diese Frage reinspielen. Aber ich habe den Eindruck, dass bei dem Helsportzelt das Kondenswasser leichter zu Tropfen wird und damit schneller und leichter abtropft.

Man soll ja das Zelt nachspannen, wenn es nass oder feucht wird. Bloß wenn das Zelt beim Einschlafen noch trocken ist und man vorsorglich  nachspannt, hilft das nicht viel. Am Morgen lag die längere Zeltfläche auf dem Innenzelt. Dann drückt es ab und zu Wasser durch das Innenzelt in das Innenzelt hinein.

Beim Exped-Venus soll man zwar auch nachspannen. Aber wenn man es nicht tut, liegt Außenzelt und  Innenzelt nicht aufeinander und es drückt kein Wasser rein. Vielleicht ist der Ort des großen Bogens bei diesem Zelt vielleeicht doch nicht so schlau.

Die Lüftungsklappen oben am Zelt werden durch das Spannen eher verschlossen. Man stelle sich ein Kippfenster vor, dass von 30° Öffnung zu 10 Grad Öffnung geschlossen wird.  Ich habe keine Möglichkeit gefunden, diesem Problem entgegenzuwirken. Also durch das empfohlene Spannen wird die Ventilation schlechter.

Im böhmischen Nationalpark stand ein Trekkingzelt Trek MT900 von Decathlon neben mir. Es ist das gleiche Zeltprinzip, kostet aber die Hälfte bis Drittel und ist knapp ein Pfund leichter. Während ich mein Zelt abschütteln musste, packte das Pärchen neben mir das Zelt einfach ein, weil es trocken war.

Die vordere Abspannleine ist zu kurz, wenn man Probleme hat den Hering an der optimalen Stelle in den Boden für die vordere Abspannleine zu bekommen, dann muss man mit dem Hering näher an das Zelt heran. Aber dann kann man für die Nacht und die Feuchtigkeit das Zelt nicht mehr nachspannen, weil es nicht mehr genügend Leine gibt.

Dann die Frage des aufrechten Sitzens. Es geht mit meinen 1,86. Die 10 cm weniger verglichen zum Exped fielen eigentlich kaum ins Gewicht. Aber es gibt einen Mangel, wenn man im Zelt sitzend will, aber die Füße rausstrecken. Die Innentür ist so dumm geschnitten, sodass man sich nicht unter den höchsten Punkt setzen kann, sondern in den niedrigeren Teil des Zeltes rücken muss. Die Folge ist eine unangenehme Verrenkerei. Wenn man die Tür des Innenzeltes anders schneiden würde, bestünde das Problem nicht. Vielleicht könnte man damit auch das Problem beim Öffnen der nassen Zelttür umgehen.

Der Reißverschluss der Außentür ist auch nicht geglückt. Er verhängt sich beim Schließen immer wieder im Zeltstoff. Schade ist, dass man den Reißverschluss nur von unten öffnen kann und nicht von oben. Mal kurz rausschauen und die Lage checken, wird doch umständlich.

Weiter finde ich problematisch, dass es vorgebogene Zeltstangen gibt, aber es keine mitgelieferte Reparaturmöglichkeit gibt, falls diese Zeltstangen ausgerechnet im Bereich der Krümmung brechen sollten.

Nach der Durchdachtheit des Expedzeltes finde ich das Zelt von Helsport als denkfaul.

Dieser Bericht mag sehr negativ wirken, Ziel war es trocken zu bleiben und jetzt werde ich noch nasser als in meinem alten Zelt in Nordeuropa, obwohl dieses Jahr eine Hitzewelle in Mitteleuropa herrschte. Das alte Zelt war punktuell undicht bei Starkregen. Das neue Zelt muss nicht einmal undicht sein, man wird auch so nass und das deutlich häufiger und mehr. Ich habe das Gefühl, vom Regen in die Traufe gekommen zu sein.

Ich habe Helsport eine Vorabversion des Berichtes geschickt. Es gab in meinen Augen einige bemerkenswerte Äußerungen.

„Lose Fäden am Ende einer Naht sind kein Problem bei einem Zelt.
Dies ist bei allen Nähten der Fall. Je hochwertiger die Nähmaschine, desto besser ist der Abschluss, desto teurer ist die Produktion. Dies ist wichtig bei Klamotten und vielen anderen Produkten.
Bei einem Zelt spielt deis eigentlich keinerlei Rolle.“

Ich stelle mir die Frage, wo Helsport noch so seine Augen zudrückt.

„Das Ringstind ist ein minimalistisches Zelt um möglichst kleine Packmass zu erhalten.
Um auf Campingplätzen zu campen, mit viel Platz im Zelt, gut Schutz gegen Regen usw. empfehle ich ein grösseres Zelt mit einer anderen Konstruktion. In deinem Fall klingt es, als ob Zelt und Einsatzgebiet/Ansprüche nicht übereinstimmen und du hast das falsche Zelt für deinen Bedarf.“

Man möge sich die Produktbeschreibung  von Helsport ansehen und sich fragen,  ob man darauf kommt, dass man mit diesem Zelt in Deutschland nicht auf Radreise mit Nutzung von Campingplätzen gehen sollte. Wo dann eigentlich?

Und deswegen ein paar Worte zum Hellsport-Suport. Exped wollte bei komischen Erlebnissen das Zelt aus Eigeninterresse immer eingeschickt haben, Helsport nicht. Da kam nur, so etwas haben wir noch nie gehört und nicht weiter wussten. Statt: Ah, Du musst Pech mit den Bedingungen gehabt haben, so etwas passsiert nur bei solch (selten vorkommenden Bedingungen), wenn das und das zutrifft, was hattest Du für Bedingungen?

Wenn man sein Produkt kennt und verstanden hat, muss man sich nicht nur an den Nutzerberichten orientieren, sondern kann sich auch ungewöhnliches erklären und weiterhelfen. Das scheint bei Helsport nicht gegeben, da ist man dann eher hilflos.

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